Köln Marathon 2024

06.10.2024 Köln Marathon 2024

Am Sonntag stand der 26. Köln Marathon auf dem Programm. Nach dem gescheiterten SUB3 Versuch in Berlin letztes Jahr, wollte ich es dieses Jahr in Köln versuchen. Leider war die Laufform seit meiner Sprunggelenksverletzung Ende April nicht mehr wirklich wiedergekommen, da ich immer noch Probleme mit dem Fuß habe. Trotzdem stand der Termin ja bereits seit einem Jahr fest.

Ich machte mich also morgens auf den Weg in die Stadt. Neuerdings kann man die After Race Beutel nicht mehr am Start abgeben. Man muss extra vorher zum Ziel und dann von dort zum Start. Da finde ich für eine Veranstaltung dieser Größenordnung wirklich schwach. So musste ich etwa eine Stunde früher los und setzte mich in die Bahn, die ja direkt von mir zum Dom fährt.  Das Wetter war ganz gut angesagt, für meine Verhältnisse aber etwas zu kalt, so dass ich mir zum Start noch Handschuhe angezogen habe. Zehn Minuten vor dem Start bin ich in den Startblock und habe mich im vorderen Bereich platziert. Leichte Nervosität machte sich breit, sollte es heute doch klappen? Der Moderator zählt den Countdown runter, 10 – 9 – der Block und die Zuschauer steigen mit ein – 3 – 2 – 1 – Konfettikanone! Ich starte die Garmin, auf geht’s.

Über die Deutzer Brücke ist immer etwas Gedränge. Ich halte mich am Rand und laufe die Außenkurve. Danach geht’s zum Rhein runter. Die ersten beiden Kilometer gehen in 8 Minuten weg, etwas zu schnell. Ich nehme etwas Speed raus, obwohl ich relativ viel überholt werde – komisches Gefühl. Auf dem Weg nach Rodenkirchen komme ich in den Rhythmus. Die Zeiten ab hier liegen immer so zwischen 4:10 und 4:15, also genau im Plan. Im Wind versuche ich etwas Windschatten zu suchen, aber am Anfang des Rennens ist noch relativ viel Bewegung im Feld. km5 – 20:37m – läuft.

Nach der Wende in Rodenkirchen geht’s zurück in die Stadt. Leider immer noch Gegenwind, etwas seltsam. Vor der zweiten Verpflegungsstelle nehme ich mein erstes Gel. Gestern extra noch einen neuen Laufgürtel für die ganzen Gels besorgt, der ist ganz gut. Die nächsten 5km in 21:10m sind voll im Soll. Am Neumarkt vorbei geht’s zum ersten Mal am Rudolfplatz vorbei, hier ist echt viel los. Bei Kilometer 19 steht Helena mit den Jungs. Das ist das nächste Zwischenziel. Die dritten fünf Kilometer sind mit 21:08m zwei Sekunden schneller als die davor. Beine sind OK, aber nicht frisch. Mal schauen, was der Tag noch bringt. Die Handschuhe sind mit der Weile doch etwas zu warm. Ich biege in die Sülzburgstraße ein, wo wir den Treffpunkt für die Gelübergabe gemacht haben. Krass ist das voll hier. Nach 200 Metern entdecke ich Helena am Rand. Ich tausche die Handschuhe und die Sonnenbrille gegen vier neue Gels. Dahinter klatsche ich die Jungs ab. Es ist soviel los, dass die erst gar nicht registrieren, dass ich das war. Kurze Zeit später die Halbmarathonmarke: 1:28:50h. Den ganzen Scheiß jetzt nochmal – Uff. Es geht durch Lindenthal an meiner Heimat vorbei. Durch die Klosterstraße auf die Aachener und wieder Richtung Rudolfplatz. Neben mir meint einer: „Egal um welche Ecke man läuft, es ist immer Gegenwind“. Unfuckingfaßbar. Am Rudolfplatz geht’s jetzt richtig zur Sache. Die Menge tobt. Bis zum Ebertplatz sieht man nur Menschen. Danach geht’s nach Ehrenfeld. km25 – 1:45:37h – 4:13m/km. Alles OK. Auf der Venloer Straße ist der CGN Hot Spot. Die Strasse verengt sich auf zwei Meter. Die Menschen stehen in dreier, vierer Reihen, der Bass bebt. Konfettikanonen zünden, man kommt sich vor wie im Karnevalzug. Danach geht’s auf die Innere und es wird leerer. Es stellt sich eine gewisse Müdigkeit ein. Kilometer 28 ist der erste, der mit 4:22m leicht über Plan ist. Das war erst mal etwas überraschend, da es sich nicht langsamer angefühlt hat. Leider sind km29 und km30 genauso. Es macht sich ein ungutes Gefühl breit. Jetzt zu beschleunigen macht wohl keinen Sinn. Ich versuche mit gleichem Krafteinsatz weiterzulaufen, aber die Zeiten werden immer langsamer: 4:34 – 4:38 – 4:42 – 4:51 – 4:52. Bei Kilometer 30 ist mein knapper Vorsprung aufgebraucht und ich liege auf die Sekunde im Plan. Das Problem ist: dafür müsste ich die letzten 12km auch in 4:15m laufen, aber das ist derzeit außer Reichweite. Mit der Enttäuschung steigt auch der Schmerz in den Oberschenkeln. Jeder Schritt wird schwerer. Solange noch die vier vorne steht wird weitergelaufen. Kilometer 35 kommt nach weiteren 24:40m. Gut drei Minuten verloren.

 Die Runde durch Nippes ist brutal. Gerade auf der Amsterdammer ist relativ wenig los – außer der Wind – der ist immer da. Das Ziel ist mit der Weile komplett außer Reichweite. Ich laufe nur noch von Kilometer zu Kilometer. Eigentlich habe ich gar keinen Bock mehr, die Beine schon lang nicht mehr. Immer wieder bekomme ich einen stechenden Schmerz im rechten Sprunggelenk. Das kommt jeweils so plötzlich und intensiv, dass ich mich so gerade auf den Beinen halten kann. Auf dem Ring wird es wieder voller. Noch vier Kilometer. Ich höre ständig meinen Namen am Strassenrand. Obwohl ich jetzt öfters mal überholt werde, mache ich das gleiche mit vielen die nur noch gehen, oder sich dehnen. Der Marathon beginnt halt erst nach 30 Kilometer. Alles davor ist nur warmlaufen. Noch drei Kilometer. Der Rudolfplatz eskaliert. Die achten fünf Kilometer benötigen 24:33m. Nochmal gut drei Minuten verloren. Ich hoffe noch unter 3:10h ins Ziel zu kommen, aber der Schmerz in den Beinen wird unerträglich. Ich laufe durch das Tor der Kölner Haie und weis, dass es „nur“ noch 1000 Meter sind. Es geht auf die Hohe Straße und ich mobilisiere alles was noch das ist. Durch die Häuser sehe ich die Domspitzen näher kommen. Gleich ist es endlich vorbei.

 Die letzte Kurve – der rote Teppich vor mir. Ich fokussiere das Ziel, auf der Uhr läuft 3:07:xx. Die letzten Meter bin ich voll im Tunnel, Helena und die Jungs sind am Rand und brüllen was das Zeug hält. Ich bekomme davon aber nix mehr mit. Noch 50 Meter. Ich stolpere fast auf dem roten Teppich. Mein Gehirn läuft im Notbetrieb und denkt sich: „Der ist bestimmt schön weich, ich könnte mich ja jetzt hier hinlegen“ Noch 20 Meter. 10 Meter. Das Ziel. Endlich. 3:07:57h. Ich versuche das Tempo rauszunehmen, aber die Kontrolle über die Beine scheint mir zu entgleiten. Hinlegen, nie mehr aufstehen.

Nach ein paar Minuten torkel ich Richtung Verpflegungsdorf. Das ist dieses Jahr ganz schön weit weg.  Eigentlich habe ich kein Bedürfnis, etwas zu mir zu nehmen. Die Enttäuschung ist nicht so groß wie in Berlin, aber doch merklich. War wieder nicht gut genug für SUB3. Es tat trotzdem ganz schön weh.

 

Das wars für dieses Jahr. Ich muss mich echt fragen, ob ich mir den Scheiß noch einmal antue.

 

 

So far…
#keeponrunning