CTW 2016 Mitteldistanz
04.09.2016 Cologne Triathlon Weekend - Mitteldistanz
04.09.2016 - Meine erste Mitteldistanz.
Das ist die offizielle Bezeichnung für einen Triathlon mit 1900 Meter schwimmen, 90 Kilometern radfahren und einem Halbmarathon mit 21,1 Kilometern laufen. Ein halber Ironman. Vor einem Jahr habe ich mich dafür angemeldet und im Dezember mit dem Training begonnen.
Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Lauftraining. Für mich persönlich ist das die wichtigste, da körperlich forderndste Disziplin. Das hat vor allem zwei Gründe. Zum einen ist es der letzte Teil, und man hat schon die Vorbelastung durch Schwimmen und Radfahren, zum anderen ist die Belastung für Muskeln, Gelenke und Herz-Kreislauf am höchsten. Auch für den Kopf ist es eine gute Sache, wenn man in der heissen Phase mehr Leute überholt, als dass man die ganze Zeit überholt wird. In den neun Monaten Vorbereitung bin ich etwas über 2100 Kilometer gelaufen und habe da eine gute Grundlage für den Schlußpart gelegt.
Für das Radtraining habe ich zum einen ein paar Ausfahrten am Wochenende gemacht, aber vor allem war ich bei gutem Wetter so oft es ging mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit. Das hat mir zwar nicht so viele Kilometer gebracht (hin und zurück sind es etwa 30) aber es waren gute Tempoeinheiten, da ich einfach nicht langsam Fahrrad fahren kann. Auf dem Heimweg habe ich dann auch schon einmal den einen oder anderen Schlenker gemacht um noch ein paar extra Kilometer zu fahren. Insgesamt war aber der Umfang für die zweite Disziplin eher überschaubar.
Schwimmen, als kürzeste Disziplin am Anfang, habe ich etwas vernachlässigt und war im Schnitt jedes zweite oder dritte Wochenende Sonntags morgens schwimmen. Allerdings ist das Beckenschwimmen schon etwas ganz anderes als im Freiwasser. In erster Linie bin ich entweder 2x1000m oder 2000m am Stück geschwommen, um zu testen, dass das mit der Ausdauer für den Wettkampf ausreichend ist.
Samstag - ein Tag vor dem Wettkampf.
Aufgrund der Streckengegebenheiten gibt es zwei Wechselzonen. Geschwommen wird im Fühlinger See, dort ist dann auch die erste Wechselzone. Dann geht's mit dem Rad durch Köln und gewechselt wird beim LVR Turm in Deutz auf die Laufstrecke. Ziel ist nachher vor den RTL Hallen am Rhein. Das bedeutet, dass ich das Fahrrad in Fühlingen einchecken muss, und die Laufsachen in Deutz. Da mir das am Sonntag zu stressig wird, bringe ich Samstag Abend mein Rad in die WZ I. Anfangs hatte ich noch etwas bedenken, aber als ich an die Wechselzone kam und schon viele hundert Fahrräder, oder vielmehr Zeitfahrmaschinen, sah, verflogen diese direkt. Die Kampfrichter fragen mich direkt: "Na, erstes Mal?" Steht das auf meiner Stirn? Nachdem mein Rad als technisch einwandfrei und mein Helm mit gutem Sitz geprüft wurde, gehe ich zu meinem Gang und hänge das Fahrrad ein. Der erste Teil für heute ist erledigt. Auf dem Weg zum Ausgang gucke ich mir noch die anderen Maschinen so an, die bereits auf den Ausritt morgen warten. Da gibt es schon ein paar wirklich nette Sachen. Das bedeutet im Triatlhon aber auch immer viel Geld. Ich fahre erst einmal entspannt nach Hause.
Sonntag - Wettkampftag
Der Wecker ist noch ruhig aber ich bin schon wach. Ein Blick aus dem Fenster - Regen. So ein Mist. Aber der Start ist heute um 12:15h. Also eigentlich noch viel Zeit. Am Abend habe ich noch meine drei Wechselbeutel gepackt die nun startbereit im Flur stehen. Ich esse noch den Rest Nudeln von gestern und bin dann früh los um meine Laufsachen in der Wechselzone II zu drapieren und mein Auto im Zielbereich abzustellen. Auf dem Weg hört es auf zu Regnen und der Himmel reißt auf. Die Hoffnung steigt. Nachdem ich die WZ2 präpariert habe geht's mit dem Shuttle Bus nach Fühlingen. Es kommt ein Linienbus der KVB und ich stehe mit über 100 Leuten an der Haltestelle. Das wird nicht passen denke ich mir und versuche noch in den Bus zu kommen. Es ist ein Andrang als gäbe es in der Wüste endlich Wasser. Als die Türen zugehen, habe ich gerade noch den letzten Platz drinnen ergattert, darf dafür aber die 30 Minuten Fahrt auch stehen.
Nach 10 Minuten vibriert mein Handy - neue Whats App Nachricht. Ein Photo von meinem Sohn mit einem Schild: "Viel Glück Papa". Damit habe ich mal gar nicht gerechnet und das ist ein Gefühl was man wohl nur als Vater erleben kann. Beschreiben ist schwer. Gut gelaunt komme ich also am Start an. Die Sonne kommt raus und ich präpariere meine Radklamotten für die Wechselzone. Die Zeit bis zum Start vergeht schnell. Also trockene Klamotten in einen Beutel und abgeben, damit die zum Ziel transportiert werden. Neo angezogen und zur Wettkampfbesprechung. Es wird auf ein paar Gefahrenpunkte auf der Radstrecke hingewiesen, an ein paar Stellen ist Überholverbot aufgrund des Regens heute morgen. Der Himmel zieht sich etwas zu, aber es ist trocken. Alles klar. Noch 10 Minuten bis zum Start. Die Profis sollen ins Wasser (die starten fünf Minuten vorher). Der Countdown fängt an, es Blitzt, Rennabbruch. Alle sofort aus dem Wasser.
Ein heftiges Unwetter zieht über Fühlingen. Es ist unklar ob noch gestartet werden kann. Hektische Telefonate mit dem DWD und der Polizei, da die Streckenabsperrung verlängert werden muss. Viele Teilnehmer quetschen sich in das Starthäuschen. Hier ist es so warm, dass ich den Neo oben rum aufmache und es trotz naktem Oberkörper nicht kalt ist. Tomek, Philip und Klaudi sind auch hier und vertreiben mir etwas die Zeit. Gut dass Klaudi etwas zu Trinken mit hat, sie muss aber nach kurzem den Raum verlassen. Zur Luftqualität muss ich da mal gar nix sagen. So viele Menschen in Neos verbreiten da schon ihren eigenen Duft. Nach 90 Minuten kommt die Durchsage, wir starten in 10 Minuten. Große Hektik bricht aus. Alle Richtung Wasser.
Die Top Gruppe startet und ich stehe noch auf der Treppe Richtung Einstieg... Irgendwie kriege ich meine Schwimmbrille nicht richtig fest am rechten Auge. Wird schon. Sprung ins Nass. Mist. Auge direkt unter Wasser. Aber ich muss zur Startlinie. Auf dem Weg dorthin zweimal Wasser aus der Brille, aber das verdammte Ding will sich nicht festsaugen. 3 - 2- 1 - Start. Mist, meine Uhr muss noch an, einmal Start gedrückt (leider einmal zu wenig) und auf geht's. Schwimmstart. Leider kann ich fast nix sehen. Ich kann vor mir aber ein paar Füße erahnen und hänge mich einfach dahinter. Wobei einfach ist das nicht wirklich. Gerade in der Startphase bekommet man ständig Bein- und Armschläge ab. Aber bis zur Wende läuft es ganz gut. Danach sind meine Füße vor mir weg. Beim Versuch aus dem Wasser die Richtung zu halten Stelle ich leider fest dass die Sicht gegen Null geht. Ich schwimme also Zick Zack, gefühlt die doppelte Länge, aber ich komme ganz gut mit der Atmung klar und sage mir, das Rennen ist noch lang. Endlich kommt der Ausstieg. Es ist jedes Mal wieder ein Erlebnis nach schnellem Schwimmen zu Laufen. Die Beine sind noch in dem Modus ein bisschen hinterher zu wackeln, kommt nur nicht gut wenn man außerhalb des Wassers ist. Ein lautes "Guidoooo" schallt mir entgegen und ich weiß, Tomek, Klaudi und Philip feuern mich an. Ich will auf meiner Uhr den Swim-Split stoppen und bemerke den Fehler vom Start. Die Uhr steht noch bei 0:00. Also schnell gestartet und direkt auf Wechsel. Jetzt weis ich aber nicht wie lange ich unterwegs bin. Auf zum Rad und aus dem Neo gepellt. Nach kurzer Zeit kommt mein Zonen Nachbar an und ich frage schnell wie "wie war deine Schwimmzeit?" - "35 Minuten". Das heißt ich war auf jeden Fall schneller und bin erst mal sehr zufrieden. Ab jetzt 35 Mintuen auf meine Uhr draufrechnen.
Nachdem ich meine Fahradsachen an habe muss ich noch alle Schwimmsachen in den Beutel packen, damit der gleich zum Ziel transportiert wird. Helm auf und los zum Ausgang. Auf dem Weg merke ich, es regnet in Strömen. Hoffentlich lege ich mich nicht hin auf der Radstrecke. Also auf den Sattel und wieder Tomeks Stimme.
Es beginnt Teil 2 - 90 Kilometer Rad.
Im Sattel angekommen versuche ich erst mal in die Klickpedale zu kommen. Das hat im Training bisher immer besser funktioniert aber nach ein paar Metern und rumgeeiern auf dem Rad macht es zwei mal Klick und es kann losgehen. Die erste Kurve wird ganz hösch genommen, durch das Wasser auf der Straße besteht akute Sturzgefahr. Dann langsam Gas geben und die Beine an die neue Bewegung gewöhnen. Nach ein paar Minuten vernehme ich ein schmatzendes Geräusch von unten. In den Schuhen steht bereits jetzt das Wasser, das kann ja heiter werden. Durch das Unwetter und die damit verbundenen Sturmböen liegt auf den ersten Kilometern einer Allee jede Menge Laub auf der Straße und es gibt nur einen schmalen Pfad auf dem man hintereinander herfährt. Dazu später mehr.
Nachdem ich auf die Industriestrasse abgebogen bin fahren wir auf einer dreispurigen Straße und die Geschwindigkeit nimmt zu. Ich blicke auf den Tacho und sehe etwas über 40 km/h und denke mir, das ist eigentlich zu schnell. Für die Radstrecke habe ich mir einen Schnitt von 30 km/h vorgenommen. Meine Familie wollte mich am Zoo anfeuern kommen, aber aufgrund des Wetters habe ich doch Zweifel, dass jemand dort. Das ist echt doof. Aber als ich das erste von fünf Mal am Zoo vorbeikomme sehe ich auch keinen. Schade, aber bei dem Wetter ist das schon in Ordnung. Es geht weiter durch den Rheinufertunnel, über die Deutzer Brücke zur Wechselzone und wieder zurück nach Fühlingen. Zweites Mal am Zoo vorbei und ab nach Norden. Diesmal werde ich hier von meiner Schwester und ihrer besseren Hälfte angefeuert. Nach einer Stunde kommt die Sonne raus und die Strecke trocknet etwas ab. Es bleiben nur noch die Böen, die an einigen Stellen mit über 60 km/h von der Seite reinblasen. Das ist so extrem, dass ich mir zwischendurch überlegen muss, ob ich das Risiko eingehe und eine Hand vom Lenker nehme um etwas zu trinken, oder ob ich nicht lieber etwas warte. Ich entscheide mich für die letztere Option und gebe weiter Gas. Vor mir wird wieder jemand bei einer Böe um ein paar Meter nach rechts versetzt. Richtige Entscheidung nicht zu trinken.
Die erste Stunde auf dem Rad ist rum und ich habe bereits 36 Kilometer runter. Das ist viel zu schnell sage ich mir, das wird sich beim Laufen rächen. Der Versuch, langsamer zu machen, scheitert aber und so geht's auf die große Runde Richtung Neuss. Die Strecke ist hier frisch asphaltiert und die Aerofelgen meines neuen Zeitfahrades wummern bei 45 km/h auf flacher Strecke. Das hört sich super an. Auf dem Rückweg geht es wieder an der erwähnten Allee mit den Laubblättern vorbei. Kurz vorher werde ich von einem Mitstreiter überholt. In den folgenden Kurven und Kreisverkehren fahre ich aber immer wieder auf, da ich da anscheinend etwas mehr Risiko nehme. Überholen geht aber hier nicht. So fahre ich hinterher. Nachdem die Strecke wieder besser wird esse ich einen Riegel und trinke etwas, als neben mir eine Trillerpfeife von einem Motorrad mit einem Wettkampfrichter ertönt. "Verwarnung Startnummer 1546". Ich gucke etwas ungläubig, da ich zu diesem Zeitpunkt wieder alleine auf der Strecke unterwegs bin. Diskutieren bringt da eh nix. Aber da es bisher so gut läuft ist mir das egal. Am Ende werden mir dann 5 Minuten Zeitstrafe wegen Windschattenfahren aufgebrummt. Zu dem was ich da zwischendurch als Gruppenfahren gesehen habe, wo die Leute immer nur ermahnt wurden, wurmt es mich dass ich eine Strafe bekomme. Insbesondere an der Stelle wo in der Wettkampfbesprechung extra gesagt wurde, dass man dort vorsichtig fahren und nicht überholen soll.
Naja, weiter geht's zum dritten Mal am Zoo vorbei, und mein Fanclub hat sich stark vergrößert. Neben Sabrina und Michael waren jetzt auch Helena und Henry, meine Mutter und meine Schwiegereltern an der Strecke. Unter lautem Getöse gebe ich nochmal Gas zur zweiten Wende in Deutz. Von hier an geht's auf eine letzte kleine Runde mit Wendepunkt am Niehler Ei. 70km unter zwei Stunden. Ich kann es eigentlich gar nicht fassen. Zum vierten Mal am Zoo vorbei und Stefanie und Reinhold sind jetzt auch dazugestoßen. Ich freue mich und denke mir, dass wird ja immer besser. Das letzte Mal auf dem Rad am Zoo beschleunige ich noch einmal für die Fans, von da an mache ich etwas lockerer um mich auf den Halbmarathon vorzubereiten.
Nach 2:31h steige ich vom Rad und drücke die Splittaste. Ich kann es kaum glauben, knapp eine halbe Stunde schneller als geplant, 36 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Und das bei dem Wetter. Voll mit Adrenalin trabe ich mit dem Rad durch die Wechselzone meinem Beutel entgegen. Aber entsetzt stelle ich fest, dass er nicht mehr da liegt wo ich ihn am Morgen hingelegt hatte. Zuerst suche ich links und rechts davon, frage dann einen Marshall der mir sagt, das mein Rad ja falsch hängt. Ich müsse 20 Meter weiter. Dazu ein kleiner Hinweis. In der Wechselzone 1 und auch bei allen Triathlons die ich bisher in Köln hatte gab es einen zugewiesenen Gang, indem man sich einen Platz aussuchen konnte. Dort bereitete man alles vor und bestritt den Wettkampf. Leider galt das nicht für die WZ 2. Da man seinen Beutel auch am Start aufgeben konnte, wurden diese strickt nach Startnummer geordnet platziert. Das wusste ich leider nicht. Somit habe ich ungefähr zwei Minuten bei der Suche nach meinen Laufsachen verloren, war aber überglücklich als ich meinen Beutel dann doch gefunden habe. Also Sachen rausgeholt, umgezogen und auf geht's zum Halbmarathon.
Teil 3 - 21,1km Laufen.
Mit wackeligen Beinen geht es auf die Laufstrecke. Nachdem man vorher 90 Kilometer mit einem hohen Tempo unterwegs war, kommt einem das Laufen sehr sehr langsam vor. Dazu kommt, dass die Beine es nicht mehr gewohnt sind, das Körpergewicht zu tragen. So laufe ich wie auf Eiern los. Nach 500 Metern geht's am Ziel vorbei. Ein sehnsüchtiger Blick und der Gedanke, hier komme ich noch vier mal vorbei. Nach einem Kilometer piepst meine Uhr: 4:08 min. Das ist ja gar nicht so langsam wie es sich anfühlt, eher deutlich zu schnell. Also versuche ich möglichst locker zu bleiben und ein Tempo um 4:30 zu halten. Da das Laufen meine stärkste Disziplin ist, überhole ich langsam aber sicher, einen nach dem anderen Konkurenten. Dabei ermahne ich mich nicht zu viel Gas zu geben, die Strecke ist noch lang.
Zwischendurch merke ich, dass ich anscheinend der einzige bin, der sich jedes Mal umgezogen hat. Um mich herum laufen eigentlich alle in den typischen Triathlon Einteilern. Aber als ich mir vor ein paar Jahren einmal einen zulegen wollte und mich im Spiegel damit sah, dachte ich nur: "Das Ding geht sofort wieder zurück."
Es geht durch den Rheinpark unter der Zoobrücke durch, zurück wieder am Ziel vorbei und über die Hohenzollernbrücke. Auf der anderen Seite hoffe ich auf meinen Fanclub und werde nicht enttäuscht. Noch recht frisch und unter lautem Anfeuern laufe ich zum Zoo. Hier ist die zweite Wendemarke. Zurück an der Fanbase vorbei, entlang der Altstadt laufe ich zur Deutzer Brücke. Hier kommt der schlimmste Part. Die Wendeltreppe. Auf der ersten Runde sprinte ich noch zwei Stufen auf einmal nach oben und merke als ich auf der Brücke bin, wie sich das Laktat in den Muskeln anklopft. Mitten auf dem Rhein piepst wieder die Uhr. 10km - 44:50min. Ich liege super in der Zeit.
Im Kopf überschlage ich meine Zielzeit und merke, dass ich selbst mit dieser dämlichen Zeitstrafe von 5 Minuten unter fünf Stunden bleiben kann. Das wird mein neues Ziel. Dafür muss ich "nur" das Tempo halten. Es geht vorbei an der Wechselzone und dem Zielbereich auf die zweite Runde. So langsam merke ich, dass ich schon über vier Stunden unterwegs bin. Das Wetter wird wieder etwas schlechter und es gibt einen kurzen Nieselregen, den ich aber als absolut angenehm empfinde. Ab jetzt nehme ich alle 4 Kilometer ein Gel. Von der ganzen Flüssignahrung bisher fängt mein Magen etwas an zu rebellieren.
Die Familie bei Kilometer 15 gibt wieder etwas Kraft. Da muss ich ja gut aussehen. Bei der letzten Wende sind es noch gut vier Kilometer. Meine Kilometerzeiten sind zuletzt etwas langsamer geworden. Also versuche ich noch mal etwas zu beschleunigen. Mit einem gequälten Lächeln passiere ich das letzte mal den Fanclub. Ich frage Helena noch ob wir uns zu Hause oder im Ziel sehen, höre aber nur noch leise: "Zu Hause, der Micha ist im Ziel."
Ein Gel habe ich noch. Die Frage die sich nun stellt: welches Risiko gehe ich ein: Kein Gel nehmen und einbrechen oder Gel nehmen und erbrechen? Mein Magen scheint mir zu sagen: "Gib mir nix mehr, ich bin für heute fertig." Aber ich versuche es trotzdem, vor der letzten Verpflegungsstelle drücke ich mir da letzte Gel rein, dazu ein Schluck Cola und zur Wendeltreppe. Kurz davor nehme ich ein Schild am Rand war: "Aufgeben kann man bei der Post!" Und denke, stimmt - Aufgeben ist keine Option. Die Wendeltreppe wird nur noch stufenweise genommen. Oben angekommen brennen mir die Oberschenkel, aber ich weis, weniger als 1000 Meter ins Ziel. Die letzten Kräfte zusammennehmend laufe ich über die Brücke an der Wechselzone vorbei Richtung Ziel. Kurzer Blick auf die Uhr - die fünf Stunden werden fallen! Als ich in den Zielkorridor einbiege höre ich Micha, der mich lautstark ins Ziel schreit. Und dann drücke ich meine Uhr ab. 4:53h. Der Wahnsinn. Ich muss mich erst einmal setzten.
Ein Helfer hängt mir die Hawaiikette und die Finisher Medaille um. Von hinten klopft mir Micha auf die Schulter und fragt ob alles in Ordnung ist. Ich sehe wohl etwas fertig aus. Micha bin ich echt dankbar, dass er mich noch zur Wechselzone begleitet, wo ich mein Fahrrad und meine restlichen Sachen abhole und mir hilft diese zum Auto zu tragen.
Trotz widriger Bedingungen war es ein sensationeller Wettkampf.
Rennfakten:
1,9km Schwimmen in 34 Minuten
90km Rad in 2:31h
21,1km Halbmarathon in 1:35h
Finish in 4:53h
Support Team:
Start: Tomek, Klaudi und Philip
Strecke: Helena und Henry, Sabrina und Michael, Mama, Irene und Heinz, Stefanie und Reinhold
Ziel: Michael
An dieser Stelle nochmal einen großen Dank an alle die mich heute unterstützt haben. Es hat mir wirklich sehr geholfen!