Köln Marathon 2010

 

08.10.2010 Am Tag der deutschen Einheit fand dieses Jahr wieder einmal der Köln Marathon statt. Nach meiner Teilnahme und dem Finish im letzten Jahr hatte ich mich auch für dieses Jahr wieder angemeldet und auch dementsprechend vorbereitet. Mit ca. 1500 Trainingskilometern habe ich mich am Sonntag morgen auf den Weg zum Start gemacht. Nachdem ich in die S-Bahn eingestiegen bin, habe ich allerdings bemerkt, dass ich meinen Championship-Chip vergessen habe. Dieser ist zwingend für die Zeitmessung erforderlich. Ich habe dann sofort meine Sitznachbarn nach einem Handy gefragt und versucht meine Freundin Helena zu erreichen. Die war sich nur leider gerade die Haare am Föhnen und hat dies nicht mitbekommen. An der nächsten Station Hansaring bin ich direkt aus der Bahn und versuchte weiter Helena zu erreichen. 3 Handys und einige Nerven später hatte ich dann endlich Glück und erklärte Helena wo der Chip ist. Sie ist dann sofort ins Auto und zum Hansaring und ich konnte die nächste Bahn zum Start nehmen.

Ich war dann gerade noch vor dem Start vor Ort und musste mir erst einmal meinen Weg in meinen Startblock erkämpfen. Nach fünf Minuten ging es dann auch endlich los und ich konnte mich auf den 42,195 km langen Weg durch meine Heimatstadt machen. Das Wetter war mit 20 Grad und Sonne auch ideal zum Laufen. Dier ersten Kilometer gingen etwas mühsam, da es wirklich sehr voll war und ich so nicht richtig in einen Rhytmus gekommen bin, aber Zeiten von 5:10 - 4:55 - 4:56 für die ersten drei Kilometer lagen voll im Soll. 

Nach dem ersten Schreck vor dem Start kam nun der zweite. Ich guckte kurz vor km 4 wieder auf mein Handgelenk und musste mit Erschrecken feststellen, dass die Puls/GPS Uhr nicht mehr dort war. Ich überlegte kurz zurückzugehen, habe aber aufgrund der nachfolgenden tausenden Läufer den Gedanken schnell wieder verworfen. Von nun an musste ich also ohne Anhaltspunkt was Puls und Geschwindigkeit angeht weiterlaufen. Die nächsten 10 Kilometer habe ich mich dann erst einmal schwarz geärgert, dass ich so nicht vernünftig den Marathon laufen kann. Die ersten 10 km liefen dann mit 49 Minuten ganz gut, aber eben etwas zu schnell. Zwischendurch habe ich immer mal wieder meine Mitläufer nach der Zeit gefragt, aber da ich ja nich wusste, wann diese gestartet sind, war das immer nur bedingt aussagekräftig. Bei km 17 stand mein Fanclub. Aachener Strasse Ecke Klosterstrasse "entsorgte" ich dann meinen Pulsgurt und das Band, lag aber gut in der Zeit. Der Halbmarathon lief mit 1:43 auch noch ganz OK. Hier habe ich allerdings schon meine Oberschenkel etwa gemerkt, aber dachte mir: "Das geht schon noch".

Bei km 23 war der erste Verpflegungsort mit Helena vereinbart. Sie wartete auf der inneren Kanalstrasse und reichte mir zwei Gelpacks und eine kleine Flasche Cola. Den dringend benötigten Zucker genehmigte ich mir sofort und es ging weiter zum Ring. Mit der Weile hatte ich mich damit abgefunde ohne Uhr zu laufen. Ich konnte ohnehin nichts mehr daran ändern. Die Halbmarathonzeit lief auch auf eine Endzeit unter 3:30 h hinaus. Ich war also gut unterwegs. Bei Kilometer 29 in Nippes war der zweite Treffpunkt ausgemacht. Auch hier gab es wieder die Gelpacks und etwa zu trinken. Selbverständlich habe ich mich auch regelmässig an der Marathonverpflegung bedient, allerdings wollte ich mich mit dieser Zusatzverpflegung noch weiter pushen.

In Nippes merkte ich schon, dass meine Kraft schon ziemlich am Ende war. So ab Kilometer 33 sanken meine Kilometerzeiten auch drastisch ein und ich musste zwischenzeitlich kleine Gehpausen einlegen. Sobald man allerdings aufhört zu Laufen hört man sofort seinen Namen. "Komm Guido - Du schaffst das" - "Guido - es ist nicht mehr weit" - "Guidooooooo". Die Fans am Streckenrand feuern einen sofort an. Sobald man dann wieder anfängt zu laufen hört man Jubel und es geht wieder eine Zeit lang. Das Ziel war nun bis Kilometer 36 zu kommen, da dort das letzte Treffen mit Helena anstand. Das musst ich auf jeden Fall schaffen. Die Ziele die man sich selber steckt wurden nun immer kleiner. Der nächste Treff mit Helena - der nächste Kilometer - bis dahinten - die nächsten 100m... Irgendwann schaffte ich es zu Kilometer 36 und verpflegte mich zum letzten Mal mit ein paar Energy-Gels.

Von nun an wurde es mental etwas einfacher. Die letzten sechs Kilometer waren mit sehr vielen Zuschauern, so dass man nochmal etwas motivierter ist. Den Ring entlang, Rudolfplatz, Neumarkt, Hohe Strasse. Von hier dann über die Domplatte, was immer ein besonderes Erlebnis ist. - Nur noch 2 Kilometer - Zurück Richtung Gürzenich und den letzten Anstieg auf die Deutzer Brücker der mir vorkommt wie ein Aufstieg zur Zugspitze. Der rote Lappen - noch ein Kilometer. Die Brücke runter läuft es sich etwas leichter, aber man muss aufpassen dass man nicht zu schnell wird. Die Kopf - Gliedmassen - Kommunikation ist nicht mehr einhundertprozentig funktionsfähig. Die Beine haben seit ein paar Kilometern ein Eigenleben entwickelt und demonstrieren immer heftiger gegen Bewegung. Auf den letzten Metern höre ich nochmal meinen Namen von der Seite. Ein Blick und ich sehe Helena noch einmal kurz vorbeifliegen. Den Kopf nach vorne und das Ziel vor Augen. Endlich! Über 42 Kilometer liegen hinter mir und ich bin echt froh mich nun endlich hinlegen zu können.

 Ich glaube ich hätte nicht einen Meter mehr gehen können. Das Rote Kreuz kümmert sich direkt um einen und ich habe mich etwas ausgeruht und einen halben Liter Apfelschorle getrunken. Wieder etwas bei Kräften bin ich zur Verpflegungsmeile und habe meinen Energiespeicher wieder ein bisschen gefüllt. Auf zum Ausgang, wo ich mich mit Helena verabredet hatte. Wir sind dann nach Hause wo ich erst einmal ein warmes Salzbad genommen habe. Das hat bisher immer ganz gut gegen den Muskelkater geholfen. Am Ende ist eine 3:46 rausgesprungen. Leider eine Minute langsamer als mein Ziel, aber ich bin zufrieden. Ich bin wieder gesund angekommen, und nächstes Jahr werde ich es wieder versuchen!

An dieser Stelle möchte ich mich dann auch bei meiner persönlichen Betreuerin bedanken. Ohne Dich Helena, hätte ich es definitiv nicht geschafft.